Direkt zum Hauptbereich

Die Gutenberg-Bibel – und wie Stalins Exemplar in die Schweiz kam

Die Gutenberg-Bibel

Der Revolutionär aus Mainz

Der Erfinder Johannes Gutenberg aus Mainz hat der Welt mit der Schaffung der beweglichen Bleilettern und der Druckerpresse im Jahr 1450 ein Erbe hinterlassen, das bis heute wegbereitend wurde für die mediale Entwicklung und den Zugang zur Wissens-Vermittlung für alle. Gutenberg war ein Revolutionär, der im 15. Jahrhundert mit seinen Erfindungen das Monopol für Wissen, Bildung und Kommunikation knackte, das damals der Kirche und der reichen Oberschicht vorbehalten war.

Das war eine echte Revolution, die – wie es solche so an sich haben – bestehende Strukturen und deren Begrenzungen im Bereich der Bildung und Wissensvermittlung substanziell in Frage stellten.

Gut ein Jahr musste damals ein Scriptor fleissig schreiben, um ein Exemplar der Bibel zu kopieren. Und da kam plötzlich so ein Gutenberg daher, der behauptete, in kurzer Zeit Bibeln in Auflagen von mehreren hundert Exemplaren herstellen zu können. Dies bewirkte nicht nur eitel Freude und Anerkennung, sondern auch Frust und Angst, insbesondere bei den Schreibstuben und Scriptoren, die den Verlust ihrer beruflichen Existenz befürchten mussten.

 

42-zeilige Gutenberg-Bibel, Shuckburgh-Exemplar.
(Copyright Gutenberg-Museum Mainz)

Die 42-zeilige Gutenberg-Bibel

Als Krönung von Gutenbergs Schaffen gilt die 42-zeilige Bibel, bestehend aus zwei Bänden mit insgesamt 1282 Seiten, von der damals 180 Exemplare gedruckt wurden (150 auf Papier, 30 auf Pergament). Ein Teil dieser Bibeln aus der Frühzeit des Buchdrucks hat – bis heute im 21. Jahrhundert – mehr als 500 Jahre überlebt. Weltweit gibt es noch 49 Exemplare, zwei davon sind im Besitz des Gutenbergmuseums in Mainz.

(Quelle: ©Gutenbergmuseum Mainz,

Stalins Gutenberg-Bibel in der Schweiz

Ein Exemplar der Original-Gutenbergbibel befindet sich in der Schweiz, und zwar im Museum Bodmeriana (fondationbodmer.ch) in Cologny bei Genf. Eine abenteuerliche Geschichte rankt sich um den Weg dieses historisch wertvollen Exemplars in die Westschweiz.

Der Begründer der Bodmeriana, Martin Bodmer aus Zürich, wollte eine Bibliothek der Weltliteratur anlegen, er war ein akribisch und verantwortungsvoll agierender Sammler. Bei seiner Tätigkeit erfuhr Bodmer, dass der junge Josef Stalin eine Gutenbergbibel verkaufen wollte, weil er dringend Geld brauchte – und Bodmer erhielt den Zuschlag. Übrigens: Die wertvolle Bibel stammte aus dem Besitz des Zaren, der nach der Oktoberrevolution an das russische Volk ging…
(Quelle: Radio SRF 2, Kultur aktuell, 26.7.2017,
(anklicken)

Gutenberg-Bibeln heute, weltweit

Belgien
Mons:                                 Bibliothèque municipale, 1 Bd., Papier

Dänemark

Kopenhagen:                     Kongelige Bibliotek, 1 Bd., Papier

Deutschland

Aschaffenburg:                  Hofbibliothek, 2 Bd., Papier
Berlin:                                 Staatsbibl. Preuß. Kulturbesitz, 2 Bd., Pergament
Frankfurt/Main:                Stadt- u. Universitätsbibliothek, 2 Bd., Papier
Fulda:                                 Hess. Landesbibliothek, 1 Bd., Pergament
Göttingen:                          Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, 2 Bd.,                                                        Pergament
Kassel:                                Bibliothek der Gesamthochschule, 1 Bd., Papier
Leipzig:                              Universitätsbibliothek, 4 Bd., Pergament
Mainz:                                Gutenberg-Museum, 2 Bd., Papier
Mainz:                                Gutenberg-Museum, 1 Bd., Papier
München:                          Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bd., Papier
Rendsburg:                        Kirchengemeinde St. Marien,1 Bd., Papier (Fragment)
Schweinfurt:                      Bibliothek Otto Schäfer, 1 Bd., Papier (Fragment)
Stuttgart:                            Württemb. Landesbibliothek, 2 Bd., Papier
Trier:                                  Stadtbibliothek, 1 Bd., Papier

Frankreich

Paris:                                  Bibliothèque Mazarine, 2 Bd., Papier
Paris:                                  Bibliothèque Nationale, 2 Bd., Papier
Paris:                                  Bibliothèque Nationale, 4 Bd., Pergament
Saint Omer:                       Bibliothèque communale, 1 Bd., Papier

Grossbritannien

Cambridge:                       University Library, 2 Bd., Papier
Edinburgh:                        National Library, 2 Bd., Papier
Eton:                                  Eton College Library, 2 Bd., Papier
London:                             British Library, 2 Bd., Papier
London:                             British Library, 2 Bd., Pergament
London:                             Lambeth Palace Library, 1 Bd., Pergament
Manchester:                      John Rylands Library, 2 Bd., Papier
Oxford:                              Bodleian Library, 2 Bd., Papier

Vatikanstadt

Vatikan:                              Biblioteca Apostolica Vaticana, 1 Bd., Papier
Vatikan:                              Biblioteca Apostolica Vaticana, 2 Bd., Papier

Japan

Tokio:                                Keio-University (vorher: Maruzen Company), 1 Bd., Papier

Oesterreich

Wien:                                  Österreichische Nationalbibliothek, 2 Bd., Papier

Polen

Pelplin:                               Bischöfliches Priesterseminar, 2 Bd., Papier

Portugal

Lissabon:                           Biblioteca Nacional, 2 Bd., Papier

Russland

Moskau:                             Leipziger Exemplar, Standort:Russische Staatsbibliothek (ehem.
                                            Lenin-Bibliothek), 2 Bd., Pergament
Moskau:                             Leipziger Exemplar, Standort:Bibliothek der Lomonosow-
                                            Universität, 2 Bd., Papier

Schweiz

Cologny:                            Bibliotheca Bodmeriana, 2 Bd., Papier

Spanien

Burgos:                              Biblioteca Pública del Estado, 2 Bd., Papier
Sevilla:                                Biblioteca Universitaria y Provincial, 1 Bd., Papier

Amerika

Austin/Texas:                   Harry Ransom Humanities Center, University of Texas, 2 Bd.,
                                           Papier
Cambridge/Mass.:           Widener Library, Harvard Univ., 2 Bd., Papier
New Haven/Conn.:         Beinecke Library, Yale Univ., 2 Bd., Papier
New York/N.Y.:               Pierpont Morgan Library, 2 Bd., Papier
New York/N.Y.:               Pierpont Morgan Library, 1 Bd., Papier
New York/N.Y.:               Pierpont Morgan Library, 2 Bd., Pergament
New York/N.Y.:               Public Library, 2 Bd., Papier
Princeton/N.J.:                 John H. Scheide Library, 2 Bd., Papier
San Marino/Calif.:            Huntington Library, 2 Bd., Pergament
Washington/D.C.:            Library of Congress, 3 Bd., Pergament

Quelle Gutenberg-Museum Mainz 2022 (unten anklicken):



Die Gutenberg-Bibel im UNESCO Register Memory oft the World

Die 1.282 Seiten umfassende Gutenberg-Bibel der Niedersächsischen Staats- und Uni-versitätsbibliothek Göttingen ist eines von vier vollständig erhaltenen auf Pergament gedruckten Exemplaren und das einzige in Deutschland vorhandene. Sie ist digitalisiert im Internet einsehbar unter www.gutenbergdigital.de

Die 42-zeiligen Göttinger Gutenberg-Bibel wurde 2001 in das internationale Register des «Memory of the World»-Programms der UNESCO aufgenommen.

 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Design Festival Bern: Loeb-Schaufenster 2024

  LOEB-SCHAUFENSTER 2024 Design Festival Bern / Loeb-Schaufenster 2024 (Bild Design Festival Bern) Das Design-Festival Bern veranstaltet dieses Jahr bereits zum dritten Mal in Folge die Aktion "Loeb-Schaufenster". Wie die Veranstalter schreiben, verwandelt sich das grosse Schaufenster des Warenhauses Loeb in der Berner Innenstadt in eine kreative Werkstätte, in der ein Team von Designerinnen und Designern vor den Augen der Passantinnen und Passanten interdisziplinär und nachhaltig tätig sein werden. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen dürfte auch der diesjährige Event spannend werden: Für die Akteurinnen und Akteure, für die der Fokus der Arbeit auf dem Entstehungsprozess liegt und das Endergebnis offen bleibt. Spass werden aber auch Passantinnen und Passanten haben, für  welche die knisternde Spannung kreativer Gestaltung direkt sicht- und erlebbar sein wird. Das Design-Festival  Bern informiert auf seiner Website detailliert über den Anlass, der vom 22. April bis zum 25...

Ausgezeichnete(!) Typografen: Max Miedinger und das Wunder der Schrift "HELVETICA"

  Ausgezeichnete (!) Typografen: Bild / Quelle Wikipedia Max Miedinger und das Wunder der Schrift «Helvetica» Der Schweizer Typograf und Schrift-Designer Max Miedinger erfand im Jahr 1957 eine Grotesk-Schrift, die sich bei Gestalterinnen und Gestaltern und auch bei Leserinnen und Lesern noch heute – unter dem Namen «Helvetica» – weltweit und in vielen Sprachen grösster Beliebtheit erfreut.   «Ich will gestalten und nicht bis zum Lebensende Kolumnen auf Satzschiffen zusammenfummeln.» Max Miedinger, Typograf und Schrift-Gestalter, Zürich, 1910 bis 1980   Start in Zürich   Max Miedinger wurde am 24. Dezember 1910 in Zürich geboren, wo er auch die obligatorischen Schulen besuchte. Im Alter von 16 Jahren verpflichtete er sich bei der Buchdruckerei Jacques Bollmann AG in Zürich als Lehrling, um den Beruf des Schriftsetzers zu erlernen. Der Schriftsetzer im damals üblichen Verfahren des Buchdrucks (Hochdruck) war befasst mit der Erstellung des benötigten Satzes mit ...

Zürich: Tag der Schrift 2024

Zürich Tag der Schrift 2024 (Bild: www.tagderschrift.org) Der Tag der Schrift ist eine jährlich stattfindende  gemeinsame Bildungsveranstaltung der Schule für Gestaltung Zürich  sowie der  Gewerkschaft Syndicom (Branche Visuelle Kommunikation) Der nächste Tag der Schrift findet am 6. April 2024 in Zürich statt. Untenstehend finden Sie per Klick direkt Zugang zu den ausführlichen Informationen und Fakten  über den spannenden Tag der Schrift 2024 in Zürich Copyright tagderschrift.org