Neues Buch:
Bleisatz, ein Werkstattbuch
Wer sich im 21. Jahrhundert die Kunst des Buchdrucks aneignen möchte, hat es eher schwer. Aber auch ehemalige «Jünger Gutenbergs», die sich in fortgeschrittenem Alter noch hobbymässig in einer Druckwerkstatt betätigen, sind manchmal froh, ein aktuelles Nachschlagewerk zur Hand zu haben, wenn es um den einen oder anderen Tipp geht.
Bei uns in der Schweiz wurden die letzten Lehrlinge als Schriftsetzer/Typograf und als Buchdrucker in den 1980er Jahren ausgebildet. In jener Zeit wurden relativ kurzfristig die IT-basierten Satzsysteme eingeführt und relativ schnell wurde der Buchdruck durch den Offsetdruck abgelöst. Die Typografie – also das Gestalten von Drucksachen von der kleinsten Visitenkarte bis zum Plakat im Weltformat – die ebenfalls eine Domäne der ausgebildeten Typografen war, verlagerte sich langsam in das Betätigungsfeld von selbständigen Grafikern, Grafikateliers von Werbeagenturen oder Designern.
Trotzdem: Der Buchdruck lebt
Erstaunlich ist aber die Tatsache, dass sich im ganzen deutschsprachigen Europa die Tradition von aktiv tätigen Buchdruck-Werkstätten relativ gut erhalten hat. Mit Fug und Recht kann gesagt werden: Der Buchdruck ist nicht mehr wirtschaftlich dominant – aber der Buchdruck lebt noch. Wer die einschlägigen Fachpublikationen in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz, in Liechtenstein, in Luxemburg u.a regelmässig konsultiert, kann erfreut feststellen, wie viele Druck-Werkstätten noch betrieben werden. Allein in der Schweiz sind es deren 50 oder mehr, die das Wissen über die Erfindungen von Gutenberg an ein interessiertes Publikum weitergeben.
Wer die Berichte über die verschiedenen, regelmässig stattfindenden Fach-Ausstellungen verfolgt, wie z.B. die Minipressen-Messe in Mainz, die BuchDruckKunst mit Klaus Raasch in Hamburg, die Buch- und Duckkunstmesse in Frauenfeld/Schweiz und weiteren anderen, ist erfreut über die grosse Anzahl von Publikumsanlässen aus diesem Bereich. Der Buchdruck lebt.
Das Betreiben einer Buchdruck-Werkstatt
Wer das Fachwissen zum Betrieb einer Buchdruckwerkstatt erlernen – oder für Ehemalige – auffrischen möchte, ist gut beraten mit dem neuen Fachbuch aus dem Rheinwerkverlag, Bonn.
Es beginnt mit einem Rundgang durch die Duckwerkstatt: Werkzeuge, Arbeitsmethoden und der Workflow des Bleisetzens werden anhand von aktuellem Fotomaterial gezeigt. Danach bietet es einen Überblick über klassische Druckschriften, Papier, Farbe, Weiterverarbeitung und Veredelungen und natürlich, nicht zu vergessen, des Druckens in all seinen Details.
Das Buch ist eine gute Grundlage für jene, die den Bleisatz
und den Buchdruck tatsächlich auch ausüben wollen. Man kann klar festhalten,
dass die Beschreibungen, kombiniert mit den Illustrationen für den Einstieg
absolut genügend sind. Genauso klar kann festgehalten werden, dass das Buch
keine Schriftsetzerlehre ersetzen kann, die immerhin in einer vierjährige Ausbildungszeit
ein immenses Wissen, verbunden mit praktischen Erfahrungen, vermittelt hatte.
Neueinsteiger können daraus die Anleitung zum Setzen erwerben, um eine gewisse Fertigkeit
zu erreichen, braucht es aber Training, Training, Training… Und dafür stehen Novizinnen
und Novizen nicht ganz alleine da. Wie schon eingangs erwähnt, bieten die
zahlreichen Druckwerkstätten, die heute noch aktiv sind, eine Gelegenheit, sich
das nötige Rüstzeug zu holen.
Blogger Bruno Sidler
Bleisatz - ein Werkstattbuch
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